Samentierchen!
Im Italien des sechzehnten Jahrhunderts entdeckte der Wissenschaftler Gabriello Fallopio bei der vergeblichen Suche nach Samen in den Eierstöcken ein paar „Röhren", die zur Gebärmutter führten und die heute nach ihm benannt sind. Erneut gewann die Rolle des Vaters für die Kindeszeugung Oberhand, und als einige Jahre später ein Schüler des großen Mikroskopherstellers Antony van Leeuwenhoek kleine animaculae (Tierchen) entdeckte, die in einem Samenpräparat herumwimmelten schien der sichere Beweis erbracht. Samen, so wurde verkündet, enthält Spermatozoen- Samentierchen. Die Wissenschaftler schwelgten in dieser neuen Erkenntnis. Beim Blick durch ihre Mikroskope glaubten sie, kleine Männchen in menschlichen Samenpräparaten schwimmen zu sehen, und in Eselsamen wurden kleine Esel gesichtet. Eines der schrulligsten Experimente wurde etwa hundert Jahre später von einen italienischen Biologen durchgeführt, der ein paar Fröschen Tafthosen anzog, so dass bei der Paarung Sperma aufgefangen wurde, anstatt zu den weiblichen Eiern zu gelangen. Dann mischte er einige der aufgefangenen Spermien mit weiblichen Eiern, und siehe da- Heureka!, die Eier wurden befruchtet. Dies war nach Überzeugung jenes Biologen der Beweis, dass männliches Sperma in der Lage sei, die kleine Kaulquappe, die in jedem Ei warte, zum Wachsen zu bringen. Erst gegen Ende des letzten Jahrhunderts kamen zwei deutsche Wissenschaftler- der eine beim Studium des Seesterns, der andere beim Seeigel- endlich zu dem Ergebnis, dass Frauen am Zeugungsprozess ebenso viel Anteil haben: Sie beobachteten zum ersten Mal eine Samenzelle bei der Penetration eines Eis, was zum Verschmelzen zweier Zellen zur Bildung einer neuen Zelle führte- ein Kind in der Entstehung.
